Die Freude bei Natalija Bock vom Ukrainischen Koordinationszentrum in Dresden ist groß. "Ich hätte nicht gedacht, dass eine solche Summe zusammenkommt", sagt die Dolmetscherin, die seit 26 Jahren in Dresden lebt. "Wir auch nicht", entgegnet ihr Thomas Wesz. Er ist einer von elf Sängern des A-Capella-Ensembles Voxaccord. Das feierte am 4. November gemeinsam mit den Kapellknaben beim Kathedralklang-Konzert das 30-jährige Jubiläum. Der Eintritt war frei, die Besucher konnten am Ausgang für eine vom Krieg beschädigte Schule in der ukrainischen Stadt Tschernihiw spenden - und das taten sie reichlich.

Wesz, wie alle Mitglieder von Voxaccord ein ehemaliger Kapellknabe, überreicht am Freitag (17. November) im Kapellknaben-Institut zusammen mit Domkapellmeister Christian Bonath einen Scheck in Höhe von 2.459,79 Euro. "Das Geld wird für die Turnhalle der 20. Schule in Tschernihiw verwendet", erklärt Bock und zeigt auf ihrem Handy Fotos, die ein durchlöchertes Turnhallendach zeigen und von der Druckwelle zerborstene Fenster. Kaputt ging bei dem Angriff der russischen Armee im März 2022 auch das Inventar, also Tore, Netze, Bälle, Matten. Die - sowie Utensilien für den Musikunterricht - sollen mithilfe der Spende nun ersetzt werden.

In die 20. Schule gehen 820 Mädchen und Jungen. Die russische Armee kesselte Tschernihiw zwar ein, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. Bock, die mit einem deutschen Mann verheiratet ist, war im August zu Besuch bei ihren Eltern und erlebte in deren Wohnung einen Drohnenangriff. "Meistens geht der Alarm nachts los, gegen ein oder zwei Uhr", erzählt sie. "Ab Mitternacht gilt in Kiew eine Ausgangssperre." Die Menschen in der Ukraine seien zwar müde vom Krieg, würden aber nicht aufgeben. Und vielleicht, so hofft sie, könnten die Kapellknaben und Voxaccord eines Tages mal in Tschernihiw auftreten. "Die Stadt ist nur etwas kleiner als Dresden und hat ein wunderschönes, historischen Zentrum." Es gibt also Parallelen zur Heimat der Kapellknaben.