Eine über 300-Jährige Melodie

Kapellknaben in Dresden gibt es wohl, seit es einen Hof gibt. Moritz von Sachsen erließ 1548 eine Cantoreiordnung, in der festgeschrieben wurde, dass der Chor nicht weniger als „neun Knaben und elf große Personen“ umfassen dürfe. Dieses Schriftstück gilt zugleich als Gründungsurkunde der Hofkapelle, der heutigen Sächsischen Staatskapelle, einem der weltweit renommiertesten Sinfonieorchester. Bei mehreren gemeinsamen Auftritten im Jahr wird diese historische Verbindung bis heute gepflegt.
Die eigentliche Gründung wird jedoch mit dem Übertritt August des Starken zum katholischen Glauben verknüpft. Nachweislich die ersten Kapellknaben gab es 1709, also vor mehr als 300 Jahren. Sie kamen aus Böhmen. Friedrich August I. ordnete in diesem Zuge an, eine Lateinschule für die Knaben zu gründen, die im Oktober 1709 den Unterricht aufnahm. Daraus entstand das Benno-Gymnasium, das nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten 1939 im Jahr 1991 wiedergegründet wurde. Es ist noch immer die schulische Heimat der meisten Kapellknaben.
Im Laufe der Zeit hat der Chor die Monarchie überlebt, zwei Diktaturen und zwei Weltkriege.  Besonders schmerzhaft war die Zerstörung des - damals noch in unmittelbarer Nähe der Hofkapelle beheimateten - Kapellknabeninstitutes bei den verheerenden Bombenangriffen in der Nacht vom 12. zum 13. Februar 1945. Eine Gedenktafel am wiedererrichteten Haus, in dem nun ein Hotel eingezogen ist, erinnert daran.
Nach dem 2. Weltkrieg prägte Konrad Wagner die Kapellknaben. Von 1955 bis 1997 leitete der Kirchenmusikdirektor und Domkapellmeister den Chor und führte ein, dass die Jungen auch nach dem Stimmbruch bleiben dürfen. Mit dieser Neuerung erweiterte sich das musikalische Repertoire wesentlich. Nachfolger des 2021 verstorbenen Wagner wurde Matthias Liebich, der bei der Verabschiedung in den Ruhestand im Sommer 2022 mit dem päpstlichen Ehrenkreuz  „Pro Ecclesia et Pontifice“ ausgezeichnet wurde. Seit September 2022 leitet Christian J. Bonath den Chor.
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Das Repertoire

Das Repertoire der Dresdner Kapellknaben umfasst einen großen Teil der Musikgeschichte und sämtliche Epochen der Kirchenmusik. Gespannt wird der Bogen von der Gregorianik über Barock, Klassik bis hin zur Moderne. Höhepunkte sind an hohen Festtagen die Aufführungen von Orchestermessen gemeinsam mit Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle und des Kathedralchores in der ehemaligen Hofkirche. Schwerpunkte bilden dabei Komponisten, die in der Tradition der ehemaligen Hofkirche stehen wie Johann Adolph Hasse, Jan Dismas Zelenka und Carl Maria von Weber. Regelmäßig treten die Kapellknaben treten bei A-Capella-Konzerten auf, präsentiert wird ein Mix aus geistlichen und weltlichen, klassischen und modernen Kompositionen.
Daneben begeistern die Kapellknaben die Zuhörer bei großen Konzerten mit Orchesterbegleitung, auf dem Programm stehen Werke wie der Messiah von Georg Friedrich Händel, das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart, die C-Dur-Messe von Ludwig van Beethoven und die Johannespassion sowie das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.