Stück aus dem "Elias": Kapellknaben singen für Papst Leo XIV. vor dem Petersdom
Als die zwölf Dresdner Kapellknaben am Mittwochmorgen aus dem Reisebus unweit des Petersplatzes ausstiegen, ahnten sie noch nichts. Unter die 60.000 Menschen, die zur Generalaudienz von Papst Leo XIV. strömten, wollten sie sich mischen. Es kam anders. Sie durften, vorbei an Sicherheitsposten der Schweizer Garde, in einen abgesperrten Bereich - quasi in die erste Reihe. Dort standen sie ohne ihre rot-weißen und schwarz-weißen Gewänder und ohne Noten.
Noch vor Beginn der Generalaudienz wurden sie und Domkapellmeister Christian J. Bonath vor die Tore des Petersdoms gebeten, um Papst Leo persönlich zu begrüßen. Spontan stimmten sie das Terzett "Hebe deine Augen auf" aus dem Oratorium "Elias" von Felix Mendelssohn Bartholdy an, das die Kapellknaben erstmals am 8. November in der Dresdner Kathedrale aufführen werden. Das Oberhaupt von weltweit 1,2 Milliarden Katholiken bedankte sich für den Gesang mit Handschlag und ging zum Papamobil, das ihn über den Petersplatz fuhr.
"Es war ein sehr bewegender Moment für die Jungs und mich - vor allem auch, weil es für uns alle so überraschend kam", erklärte Chorleiter Bonath. Die zwölf Kapellknaben begleiten die Pilgerreise von 280 Katholiken aus dem Bistum Dresden-Meißen, die in dieser Woche zusammen mit Bischof Heinrich Timmerevers anlässlich des Heiligen Jahres nach Rom gefahren sind. In der Ewigen Stadt singt die kleine Besetzung des 1709 gegründeten Knabenchores bei den Gottesdiensten der Pilgergruppe - wie am Tag zuvor im Petersdom.
"Es ist für uns auch deshalb ein so wunderbares Ereignis, weil wir in großer Besetzung vor fast genau einem Jahr beim Eröffnungsgottesdienst der Weltsynode auf dem Petersplatz singen durften und unmittelbar davor von Papst Franziskus bei einer Privataudienz empfangen worden waren", so Bonath. "So schließt sich ein Kreis." Ein Besuch des Grabes des am 21. April verstorbenen Franziskus in der Basilika Santa Maria Magiore steht noch auf dem Reiseprogramm der jungen Sänger.
Sein Nachfolger Papst Leo hatte in seiner Ansprache am Mittwoch die "Pilger deutscher Sprache", begrüßt, "besonders die Gruppen aus den Bistümern Münster und Dresden-Meißen sowie die zahlreichen Ministranten aus dem Erzbistum Köln". Die Kapellknaben hatte er da schon längst persönlich empfangen.