Applaus, Gänsehaut und große Gefühle - die Kino-Premiere von "Die Ewige Stadt" bewegt

Kino (4)

"Gloria" - gibt es einen passenderen Namen für einen Kinosaal, in dem ein Film über einen katholischen Knabenchor seine Premiere feiert? Die rund 100 Sessel im Dresdner Programmkino Ost sind bis auf den letzten gefüllt. Viele der jungen Sänger sehen sich gleich zum ersten Mal auf einer großen Leinwand. Die Anspannung ist groß, das Licht geht aus, der rote Vorhang teilt sich und über einer Luftaufnahme des Petersplatzes in Rom erscheint in ganzer Breite: "Dresdner Kapellknaben". Dazu der Gesang einer glockenhellen Knabenstimme - es ist der stimmungsvolle Einstieg in eine ganz besondere Aufführung.

Der knapp 30-minütige Film nimmt die Zuschauer im Saal, darunter auch Eltern, Stimmbildner, Erzieher, mit auf eine Reise des Chores im Herbst vergangenen Jahres: Privataudienz beim Papst, Gottesdienst auf dem Petersplatz, Messiah-Aufführung in einer Basilika. "Ich habe als Chorleiter schon einige Reisen mitgemacht und einiges erlebt", sagt Christian J. Bonath zur Begrüßung. "Aber diese Woche in Rom gehört zu meinen absoluten Höhepunkten." Der Applaus lässt vermuten, dass viele im Saal ähnlich denken. "Ich bin sehr dankbar, dass ich dies mit Euch erleben durfte", erklärt er an die Sänger gerichtet. "Und ich freue mich, dass diese Tage nun in einem Film festgehalten wurden, der viel mehr ist als nur ein Rückblick."

Thomas Reiche, einer der beiden Regisseure des Films, betont, dass man mit Kamera, Mikro und später am Schneidetisch nur das einfangen und bearbeiten kann, was vorher an Qualität abgeliefert worden sei. Die Hauptdarsteller, sagt er in seiner Ansprache, seien die Sänger. Besonders beeindruckt habe ihn während der Tage in Italiens Hauptstadt die Dankbarkeit und Demut der Kapellknaben, die diese Reise nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet hätten.

Aus elfeinhalb Stunden Filmmaterial mussten er und Johannes Hoffmann die 30 Minuten herausschälen, die am Ende auf der großen Leinwand im "Gloria" zu sehen sind. Eine Woche jeweils von morgens bis abends saßen sie daran. "Es gab immer wieder Punkte, an denen wir Ideen verworfen haben, zwei, drei Schritte zurückgegangen sind und einen neuen Anlauf genommen haben", erklärt Hoffmann, Inhaber der Firma Taf-Film, der für den MDR und das ZDF arbeitet, Musikvideos dreht. Reiche ist Regisseur des Adventskonzerts im Harbig-Stadion, bei denen die Kapellknaben bisher dreimal aufgetreten sind, Hoffmann ist dort für die Bildsprache verantwortlich.

"Eine besondere Herausforderung war für uns als Filmemacher, eine Drehgenehmigung für die Privataudienz beim Papst sowie den Eröffnungsgottesdienst der Weltsynode auf dem Petersplatz zu bekommen. Da muss man viele Formulare ausfüllen. Doch am Ende war alles unkompliziert, wir kamen viel näher heran, als wir es uns je vorgestellt haben", erklärt der 51-jährige Hoffmann, der früher selbst Kapellknabe war. So gelangen Detailaufnahmen wie die eines fröhlich zwinkernden Papstes.

Die Nähe und Dichte sowie die Sänger, Musiker und Prominenten, die zu Wort kommen, machen den Film so einzigartig. Als Sprecher konnte das Duo Christian Schult gewinnen, die deutsche Synchronstimme von Robert Redford. Er erzählt den roten Faden des Films, ganz am Ende muss die sonore Stimme nichts mehr sagen. Im Abspann ist ein Foto von Papst Franziskus zu sehen, umringt von Kapellknaben. In schwarz-weiß. Darunter stehen Geburts- und Sterbejahr.

Kino

Als sich der Vorhang schließt, gibt es langen Applaus. Manche Träne wird weggewischt. So hat man die Kapellknaben noch nie gesehen. Über den Film wird auch auf dem kurzen Weg zurück ins Kapellknabeninstitut geredet. Dort warten Getränke, Gegrilltes und Salate auf die Kapellknaben-Familie. Ein Gloria wird beim geselligen Abend zwar nicht angestimmt, gepasst hätte es aber.

Zu sehen ist der Film ab sofort im Youtube-Kanal der Kapellknaben: https://www.youtube.com/@DresdnerKapellknaben

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