Kapellknaben interpretieren Bachs Passion eindrücklich und aufwühlend

Als das "Amen" des abschließenden "Christe du Lamm Gottes" im riesigen Kirchenschiff der Kathedrale verklungen ist, herrscht absolute Stille. Niemand möchte das Nachhallen des gerade Gehörten unterbrechen. Erst als die Kapellknaben den Altarraum verlassen, applaudieren die Besucher. Sie wollen den jungen Sängern zumindest kurz zeigen, wie bewegend sie den zweistündigen Abend fanden. Und zugleich aufwühlend.
Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach, vor 301 Jahren in der Leipziger Nikolaikirche uraufgeführt, zählt zu den ganz großen Werken der Kirchenmusik. Zum Jubiläum im vergangenen Jahr hatten die Kapellknaben sie zum ersten Mal gesungen - damals in der Version von 1724. Bach jedoch arbeitete immer weiter an dieser Passion, vier Fassungen sind im Laufe von 25 Jahren bekannt. Am Samstagabend kam die Fassung von 1725 zur Aufführung, die weitaus optimistischer ist als ihr Vorgänger. Trauer und Leid über die Passion und den Kreuzestod wird nun deutlicher mit der Zuversicht auf die Auferstehung gemischt, der Blick geht bereits zum Osterfest.
"Den tieftraurigen Momenten in den Texten wird eine positiv ausgerichtete Musik entgegengesetzt", erklärt Professor Christfried Brödel in der Werkeinführung. Der ehemalige Rektor der Hochschule für Musik Dresden nennt den aus der Matthäuspassion übernommenen Eingangschor "O Mensch, bewein dein Sünde groß" und das "Christe du Lamm Gottes" zum Schluss als Beispiele.
Neben den Musikern der Sächsischen Staatskapelle und Domorganist Sebastian Freitag wirken bei der Aufführung die Solisten Jan Jerlitschka (Altus), Klemens Mölkner (Tenor), Felix Rohleder und Willy Wagner (beide Bass) mit. Die Sopranarien übernehmen erneut Knaben aus dem Chor - so wie auch zu Bachs Zeiten, als Frauen der Gesang in den Kirchen verboten war. Die von Ben Hauptfleisch und Jakob Klein vorgetragenen Arien durchbrechen Hörgewohnheiten und berühren.
Die Sächsische Zeitung lobt in der Rezension daneben vor allem den Chor. "Die Dresdner Kapellknaben leisten Großartiges - ob in den schlichten Chorälen, mit dem Nachwuchschor, den dramatischen Sätzen ("Lasset uns den nicht zerteilen")."
Nach den nun anstehenden Osterfeierlichkeiten, bei denen Kapellknaben von Gründonnerstag bis Ostersonntag zum Teil mehrmals am Tag in Metten und Gottesdiensten zu hören sein werden, steht bereits das nächste Kathedralklang-Konzert im Programm: Traditionell zum Schuljahresende führt der Chor Händels Messiah auf - diesmal am 21. Juni. Der Kartenvorverkauf läuft bereits.
Tickets sind erhältlich unter: www.eveeno.com/halleluja