Dresdens Oberbürgermeister: "Die Kapellknaben haben mich sehr berührt"

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Es war ein Ende, das auf beeindruckende Weise zu diesem - im Wortsinn - denkwürdigen Abend passte: Die Kapellknaben gingen, nach dem der letzte Ton von Mozarts Requiem verklungen war, durch den Mittelgang der bis auf den letzten Platz gefüllten Dresdner Kathedrale. Die Zuschauer erhoben sich, ohne - so war es ausdrücklich gewünscht - zu applaudieren. Ein stilles Standing Ovation.

Dieser Moment bleibt, wie manch anderer vorher, in Erinnerung. "Ich fand es sehr ergreifend. Die Kapellknaben und die Musik haben mich stark berührt", erklärte Oberbürgermeister Dirk Hilbert nach dem Konzert, das den 80. Jahrestag der Zerstörung Dresdens in den Mittelpunkt stellte - und dies nicht allein musikalisch. Justus Ulbricht vom Verein "Denk Mal Fort" rezitierte aus den Erinnerungen und Tagebüchern etwa von Erich Kästner und Victor Klemperer. Die Augenzeugenberichte vermischten sich zusammen mit der thematisch passenden Musik zu einem eindringlichen Appell, dass die Zeit von 1933 bis 1945 Mahnung wie Lehre sein muss für die Generationen danach.

Da das gut 50-minütige Requiem nicht einen ganzen Konzertabend füllt, wählte Domkapellmeister Christian Bonath A-Capella-Stücke aus, die - aus ganz unterschiedlichen Epochen - das letzte Werk von Wolfgang Amadeus Mozart ergänzten. Gleich zu Beginn erklang "Warum ist das Licht gegeben den Mühseligen" von Johannes Brahms. Eine Kammerchor-Besetzung sang nach Mozarts Kyrie im Mittelgang der ehemaligen Hofkirche in einer Uraufführung das von Bonath komponierte "Recordare Domine". Und schließlich interpretierte das Vocalensemble Voxaccord, das sich aus ehemaligen Kapellknaben zusammensetzt, von der Orgelempore aus "The Lamentations of Jeremiah" von Thomas Tallis aus der Renaissance-Zeit.

"Ich wollte ganz bewusst das Fragmentarische und Unvollendete des Requiems, das Mozart durch seinen Tod nicht beenden konnte, abbilden. Deshalb wurde das Werk an zwei Stellen aufgebrochen", so Bonath. In der Totenmesse arbeiteten Kapellknaben, Voxaccord und die Musiker der Sächsischen Staatskapelle wunderbar heraus, dass es nicht allein um Trauer geht, sondern auch um Trost. Dazu trugen die Solisten Jörg Hempel (Bass), Gregor Hirschmann (Tenor) und Jonathan Mayenschein (Altus) ebenso bei wie die Kapellknaben Leander Gaßmann, Jakob Klein, Ben Hauptfleisch und Jakob Krause, die die Sopranarien mit großem Können und viel Ausdruck interpretierten. Damit folgte der Knabenchor einmal mehr der historischen Aufführungspraxis.

Oberbürgermeister Hilbert erklärte, dass er seit der gemeinsamen Pilgerfahrt im Oktober nach Rom "ein totaler Fan der Kapellknaben" sei. "Mich beeindruckt, wie Herr Bonath die jungen Sänger mit seiner Begeisterung ansteckt und ihnen zugleich Freiheiten lässt. Die Stadt Dresden kann stolz und froh sein, mit den Kapellknaben und dem Kreuzchor zwei solch großartige Knabenchöre zu haben."

Für die Kapellknaben war das Reqiuem der Auftakt in das Konzertjahr 2025, das unter dem Motto "Aufbruch" steht. Weitere Höhepunkte im Rahmen der Kathedralklang-Reihe sind Bachs Johannespassion (5. April), Händels Messiah (21. Juni) und Mendelssohns Elias (8. November). Eintrittskarten sind zum Teil bereits erhältlich.

Rezension bei Sächsische.de (Bezahlschranke): So beeindruckend war das Gedenkkonzert der Kapellknaben

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