Rolando Villazon nach dem Konzert: "Das hat mich sehr berührt. Es war fantastisch."
Als die 20.000 Zuschauer im Stadion schon längst den Heimweg angetreten hatten und in den Vip-Lougen die Kellner die letzten Gläser wegräumten, legte Rolando Villazon in den Stadion-Katakomben eine Sonderschicht ein. Die Kapellknaben hatten sich um den Superstar des Abens des Abends versammelt, um Selfies zu machen und Autogramme zu holen. Der Opernsänger aus Mexiko erfüllte alle Wünsche geduldig. "Kein Problem" war seine Standardantwort, wenn er gefragt wurde.
Es passte auch einfach bestens zusammen - sogar farblich: Die Kapellknaben trugen beim Großen Adventskonzert im Rudolf-Harbig-Stadion zum dritten Mal und traditionell ihre roten Mützen und Schals, Villazon hatte sich ebenfalls einen roten Schal um den Hals gewickelt. Kurz vor Konzertbeginn sorgte das bereits für große Erheiterung auf beiden Seiten, als der 52-Jährige in der Dynamo-Kabine bei den Kapellknaben vorbeigeschaut hatte. Neben Gruppenbildern mit fröhlichen Jungs entstanden auf Villazons Vorschlag auch welche mit lustigen Grimassen.
"Das Schönste für mich an diesem Abend war, wenn die Chöre a capella zusammen gesungen haben. Das hat mich sehr berührt. Es war fantastisch", erklärte der 52-Jährige nach der zweistündigen Show. "Es war eine tolle Erfahrung. Vor vielen Jahren schon wollten die wunderbaren Leute hier, dass ich das Konzert moderiere und singe. Aber mein Kalender ist im Dezember immer sehr voll, oft bin ich da in New York - nun aber dankbar, dass es endlich geklappt hat."
Die Kapellknaben sangen viele Lieder zusammen mit den anderen Chören - dem Kreuzchor, O-Töne und dem Kinderchor der Staatsoperette - zwei Stücke aber auch allein. Bei "Still, still, still" und "Hört der Engel helle Lieder" hatten zudem vier Solisten kleine Auftritte. Ben Hauptfleisch, Leander Gaßmann, Jakob Krause und Jakob Klein meisterten die mit Bravour und erhielten vom Publikum viel Applaus. Nur bei der MDR-Ausstrahlung im Fernsehen war beim letzten Solo vergessen worden, das Headset-Mikro hochzufahren.
"Es hat enorm viel Spaß gemacht. Die Chöre waren sehr präsent, das Publikum ist toll mitgegangen und hat sich von der Energie von Rolando anstecken lassen", fand Domkapellmeister Christian Bonath, der seinen zweiten Stadionauftritt hatte. Sein persönliches Highlight: "Sind die Lichter angezündet", wenn tausende Handy-Taschenlampen das Stadionrund in ein Lichtermeer verwandeln. "In diesem Jahr durfte ich das Lied dirigieren. Das von der Bühne aus sehen zu können - das war Herzklopfen pur", so Bonath.
Seinen Jungs sprach er ein großes Kompliment aus. "Ich bin sehr zufrieden und glaube, dass alle hören konnten, was dieser Chor anzubieten hat", sagte er. Vor dem Auftritt in der Kabine hatte er in einer kurzen Ansprache den jungen Sängern erklärt, dass er "sehr stolz über die Reise ist, die wir gemeinsam in diesem Jahr angetreten sind. Es hat sich spürbar etwas entwickelt."
Das Stadionkonzert war für die Kappelknaben nicht der letzte Auftritt in diesem Jahr. Am 23. und 24. Dezember steht das Krippenspiel an, am ersten Weihnachtstag im Pontifikalamt die C-Dur-Messe von Beethoven. "Darauf freuen sich die Jungs. Danach haben sie sich aber wirklich eine Pause verdient."
Das galt am Donnerstagabend auch für Rolando Villazon, der nach dem letzten Autogramm in das vorm Haupteingang parkende Auto sprang. Zurück ließ er glückliche, junge Sänger.