Ein beeindruckender Konzertabend mit zwei Werken aus zwei Epochen
Es waren ungewöhnliche Kombinationen, vielleicht sogar gewagte. Doch am Ende des zweistündigen Konzerts waren sich alle Beteiligten - Musiker und Besucher - einig: Die Premiere war ein voller Erfolg. Erstmals sangen die Kapellknaben und der Kathedralchor gemeinsam mit dem Chor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden und damit katholische gemeinsam mit einem evangelischen Ensemble. Dazu passte auch die Stückauswahl: Die katholische C-Dur-Messe von Ludwig van Beethoven und das protestantische Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, dessen Kantaten I und III die Klammer bildeten.
Konsequent im Sinne der Ökumene dirigierte der katholische Domkapellmeister Christian Bonath Bach und Stephan Lennig, Rektor der evangelischen Kirchenmusik-Hochschule, die Beethoven-Messe. "Die Zusammenarbeit und das Zusammenspiel waren sehr angenehm", lobte Bonath. Zwischen beiden Werken lagen 70 Jahre, was man hörte. Doch der Kontrast hatte seinen Reiz. Beethoven komponierte keine gewöhnliche Messe, er brach mit vielen Traditionen, verzichtete fast komplett auf Arien, stellte die Wirkung der Musik in den Mittelpunkt. Die Chorsätze gipfeln bei ihm nicht selten in einer majestätischen und triumphierenden Klangpracht.
Die etwa 120 Sänger, darunter erstmals die neun Jahre jungen Kapellknaben aus dem aktuellen Nachwuchschor 2, Domorganist Sebastian Freitag, die 20 Musiker der Sächsischen Staatskapelle sowie die seit längerem ausverkaufte Kathedrale boten für diese Musik den passenden Rahmen. Die Töne schallten nach den Satzenden noch sekundenlang durch den imposanten, barocken Raum.
"Ich fand es reizvoll, nach der ersten Kantate des Weihnachtsoratoriums, die die Geburt Jesu ankündigt, die Person des Christus in den Mittelpunkt zu rücken. Und genau die steht ja im Zentrum einer jeden Messe", erklärte Bonath. Im dritten Teil des Bach-Oratoriums gestalteten Kapellknaben-Sopran Jakob Klein und Bassist Sebastian Richter, Dozent für Gesang an der Hochschule für Kirchenmusik, das Duett "Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen". Der 14-jährige Jakob erhielt für seine Leistung besonders großen Applaus bei den minutenlangen Ovationen am Ende des Konzerts.
Das wurde, wie bei Oratorienkonzerten der Kapellknaben üblich, von kurzen Ansprachen unterbrochen, die zum Nachdenken anregten - etwa, welche Bedeutung der Stern für Menschen haben kann. Dazu verteilten die jüngsten Sänger kleine Papiersterne ans Publikum. Nicht nur deshalb wird sich mancher Besucher noch länger an diesen Abend erinnern.