Laura Pietzsch: "Von meiner ersten Konzertfahrt bin ich überwältigt"

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Ein sehr vertrautes Gesicht im Kapellknabeninstitut (KKI) ist verschwunden, dafür ein neues aufgetaucht. Sieben Jahre war Richard Grohganz Erzieher bei den Kapellknaben, nun hat er auf eigenen Wunsch das Internat und Dresden verlassen, wechselt ans Kolleg St. Blasien nach Baden-Württemberg, in ein Schulinternat der Jesuiten. In den vergangenen Wochen arbeitete er aber noch seine Nachfolgerin ein. Laura Pietzsch, 23, stammt aus Ebersbach bei Neugersdorf, wuchs in Schönbach bei Neusalza-Spremberg auf. Sie verstärkt nun das Pädagogenteam am KKI. Im Interview erklärt sie, was ihr bei der Arbeit mit den Sängern wichtig ist und warum sie sich mit Jungs in diesem Alter bestens auskennt.

Frau Pietzsch, Sie stammen aus der Oberlausitz, aber man hört es Ihnen überhaupt nicht an.

Es gibt schon einzelne Wörter, die ich benutze und die meine Herkunft verraten. Aber die Mundart selbst habe ich nicht so mitgenommen, das stimmt. Ich lebe auch schon seit meinem 17. Lebensjahr in Dresden, seit sechs Jahren.

Warum sind Sie nach Dresden gezogen?

Der Ausbildung wegen. Nach meinem Realschulabschluss habe ich zunächst eine Ausbildung zur Sozialassistentin absolviert und dann noch die Ausbildung zur Erzieherin angeschlossen.

Das heißt, Sie kommen direkt von der Berufsschule zu den Kapellknaben?

Ja, wobei ich im Rahmen meiner Ausbildung ein Jahr als ehrenamtliche Erzieherin im Leistungssportinternat des SC Borea Dresden gearbeitet habe. Die Jungs dort waren zwischen 14 und 20 Jahre alt. Ich war dort vor allem bei der Freizeitbetreuung eingeteilt, aber auch eine Art Seelsorgerin, das heißt, die Jungs konnten immer zu mir kommen und mir alles erzählen. Und das haben sie auch – über Probleme in der Beziehung, in der Schule oder mit Trainern.

Was unterscheidet junge Fußballer von jungen Sängern?

Große Unterschiede gibt es nicht, außer natürlich dass die Interessen verschieden sind. Und ich finde, dass die Kapellknaben ruhiger sind, man kann mit ihnen besser reden. Das empfinde ich als sehr angenehm. Bei den Fußballern ist mehr Adrenalin im Spiel, sie treten forscher auf.

Wie sind Sie bei den Kapellknaben gelandet?

Meine ehemalige Klassenkameradin arbeitet hier schon länger als Erzieherin. Sie hat mir von ihrer Arbeit erzählt, deshalb habe ich mich hier beworben.

Sie waren quasi zum Einstand beim Konzert-Wochenende in Rudolstadt und Limbach-Oberfrohna dabei. Mit welchen Eindrücken kommen Sie zurück?

Ich bin überwältigt. Vor der Fahrt war ich total aufgeregt, habe mir Sorgen gemacht, dass alles gutgeht. Es lief alles sehr gut, die Jungs waren gut drauf, wir haben viel geredet, was fürs gegenseitige Kennenlernen prima war. Und die Musik bei den Konzerten und dem Gottesdienst war super.

War es Ihr erstes Knabenchor-Konzert?

Konzert ja, aber vergangene Weihnachten war ich in der Kathedrale. Da hatte ich sie also schon mal gehört. Ich bin zwar weder katholisch noch evangelisch, interessiere mich aber sehr für Glauben und Kirche. Ich bete hier im Kapellknabeninstitut beim Essen mit, singe mit. Ich bin in meiner Familie auch sehr musikalisch aufgewachsen.

Was haben Sie gemacht?

Meine Mama war Backgroundsängerin in einer Band, sie spielt Bass- und Akustikgitarre. Meine kleine Schwester und ich waren in der Musikschule, ich spiele Akkordeon. Außerdem habe ich im Schulchor gesungen und während meiner Ausbildung mit Gitarre begonnen. Und ich habe in meiner Oberlausitzer Heimat im Karnevalsverein getanzt. Musik hat mich also mein ganzes Leben begleitet, aber diese Art von Musik hat noch gefehlt. (lacht)

Was ist Ihnen bei Ihrer Arbeit mit den Jungs wichtig?

Der Zusammenhalt untereinander. Ich möchte, dass es zu keiner Art von Mobbing kommt, dass man dies durch Reden schon im Ansatz stoppt. Ich höre gerne zu, führe gern Gespräche. Das liegt mir. Die Jungs sollen spüren, dass ich mich für ihr Leben interessiere und dass ich ihr Leben kennenlernen möchte.

Im Gegensatz zu einer Fußballmannschaft, wo Gleichaltrige zusammenspielen, singen bei den Kapellknaben die Neunjährigen mit den 19-Jährigen zusammen. Ist das aus pädagogischer Sicht ein Vor- oder ein Nachteil?

Ich empfinde das als großen Vorteil. Wenn die Größeren als Vorbilder auftreten, können die Kleineren viel besser und schneller lernen. Das sind auch Momente, wo wir Pädagogen ein Stück weit außen vor bleiben können, weil sie das unter sich ausmachen. Ich finde das sehr schön.

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