Berauschende Musik und ein Gefühl der Dankbarkeit beim "Messiah"

Am Ende der zwei Stunden forderte Christian Bonath die Besucher in der Basilika Santi Martino e Silvestro in Rom auf, bei der Zugabe das Hallelujah mitzusingen - und die setzten den Wunsch prompt um. Vor allem dank der stimmkräftigen Unterstützung von zwei Ex-Kruzianern aus Dresden, die ihren Rom-Aufenthalt nutzen, um dem Konzert der Kapellknaben zu lauschen. Und die applaudierten wie die übrigen Zuhörer kräftig und im Stehen am fünften Tag der Pilgerreise nach Rom.
Die vierte Aufführung des "Messiah", bisher war zweimal die Dresdner Kathedrale sowie der Bautzener Dom die Kulisse, war eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche: Das erste Mal im Ausland, das erste Mal nicht mit Musikern der Staatskapelle, sondern mit Instrumentalisten, die aus England, Dänemark und Italien kamen und noch nie vorher zusammen gespielt hatten. Dass sie Experten der Alten Musik sind, war vom ersten Ton an zu hören. Auch sie erhielten viel Applaus.
Die Sporan-Soli übernahmen mit Jakob Krause, Leander Gaßmann und Jakob Klein erneut Kapellknaben. "Sie haben fantastisch gesungen", sagte Jörg Hempel, der als Stimmbildner die Solistenklasse leitet und deshalb "auch ein wenig stolz" sei. Prominentester Gast war Matthias Kopp, Sprecher der deutschen Bischofskonferenz und Teilnehmer der Weltsynode, die in diesen Tagen im Vatikan tagt: "Ich habe in Rom schon einige Kirchenkonzerte erlebt. Das heutige gehört zu den besten", sagte Kopp, der vor Jahren an den Ausgrabungen unterhalb der Basilika beteiligt war und so Zeugnisse der ersten Christen freilegte.
Diese Spuren hatte er vor dem Konzert Heinrich Timmerevers, dem Bischof des Bistums Dresden-Meißen, gezeigt. Der war nach dem "Messiah", den er bereits vor zwei Jahren in der Kathedrale gehört hatte, rundum glücklich: "Es ist erfüllend zu sehen, mit welcher Kraft und Freude die Jungs singen und wie sie in den vergangenen Jahren musikalisch gewachsen sind. Dafür kann man nur dankbar sein."
Auch der Aufführungsort bot für den Chor einige Herausforderungen. Durch eine große Öffnung im Altarraum musste sich der Chor sehr breit aufstellen. "Die einzelnen Stimmen standen sehr weit auseinander. Dadurch konnten wir die Nebenleute nicht so gut hören. Dass es trotzdem so synchron war, ist sehr schön", freute sich Joe-Elias Ehrlich.
Domkapellmeister Christian Bonath war nach den zwei Stunden durchschwitzt und glücklich: "Den Messiah hier in Rom singen zu dürfen, ist ein ganz besonderer Moment. Jeder konnte sehen, auf welchem Niveau die Kapellknaben agieren können", sagte er. Ein spätes Abendessen in der Nähe der Basilika beschloss den Tag, der mit einer Durchlaufprobe am Vormittag begonnen hatte.
Fotos: Andreas Gäbler