Cordula Vogel: "Es ist wichtig, die Stimmen gesund und vital zu halten"
Mit dem neuen Schuljahr begann Cordula Vogel als Stimmbildnerin bei den Kapellknaben. Die 28-Jährige, geboren und aufgewachsen in Chemnitz, studierte in Leipzig Schulmusik für das Lehramt an Grundschulen, zog nach dem ersten Staatsexamen weiter nach Dresden und studierte hier an der Hochschule „Carl Maria von Weber“ Klassischen Gesang sowie Gesangspädagogik. Im Interview erklärt sie, warum die Stimmbildung für die Knaben so wichtig ist.
Frau Vogel, wann haben Sie angefangen, Musik zu machen?
In der Grundschulzeit mit Klavier. Später kam der Gesang dazu, ich habe Unterricht genommen und wurde in den Kinder- und Jugendchor der Oper Chemnitz aufgenommen. Dabei habe ich auch meine Liebe zur klassischen Musik entdeckt.
An welche Auftritte erinnern Sie sich besonders gern?
An die Aufführungen der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit. Das hat eine lange Tradition an diesem Haus. Mit dem Kinderchor die Lebkuchenkinder darzustellen, hat immer wieder großen Spaß gemacht.
Sie haben Ihr Grundschullehramts-Studium mit dem ersten Staatsexamen abgeschlossen. Haben Sie auch unterrichtet?
Ja, ich habe zu Beginn meines Zweitstudiums eine Zeit lang als Vertretungslehrerin im Rahmen der Unterrichtsversorgung an einer Dresdner Grundschule gearbeitet. Danach habe ich mich ganz auf mein Ziel konzentriert, Sängerin und Gesangspädagogin zu werden.
Und das haben Sie sich jetzt erfüllt ...
Ja, nach fünf Jahren hier in Dresden habe ich das Studium in diesem Jahr
abgeschlossen und mich selbstständig gemacht. Ich unterrichte als
Gesangspädagogin in Leubnitz-Neuostra vorwiegend Erwachsene jeglichen Alters. Die meisten von ihnen singen in einem Chor und möchten sich stimmlich verbessern. Daneben arbeite ich als Stimmbildnerin bei „Camerata Cantorum“, einem ambitionierten Kammerchor, der im Dresdner Raum auch Auftritte hat. Und ich singe selbst weiter als Mezzosopranistin.
Kannten Sie die Kapellknaben, bevor Sie im August hier angefangen haben?
Natürlich, sie waren mir ein Begriff. Als ich in Dresden mit dem Studium anfing, habe ich mir alles angeschaut und angehört, was die Kulturstadt zu bieten hat - und das ist sehr, sehr viel. (lacht) Dabei habe ich auch die Kapellknaben live gehört.
Sie geben im Kapellknabeninstitut Stimmbildung. Warum ist dieser Einzelunterricht so wichtig?
In Knabenchören werden die noch jungen Stimmen sehr intensiv, fast täglich, eingesetzt. Deshalb ist es unheimlich wichtig, diese Stimmen gesund und agil zu halten. Eine professionelle Begleitung achtet einerseits genau darauf. Zum anderen lernen die Jungs im Einzelunterricht, wie sie ihre Stimmen ganz gezielt einsetzen können, was bei Chorproben so meist nicht möglich ist.
Was machen Sie konkret, wenn ein Knabe zu Ihnen in den Unterricht kommt?
Ich habe jetzt von Herrn Kube (Leiter der Nachwuchschöre bei den Kapellknaben/Anm. d. A.) einige Jungen übernommen. Diese haben durch die Zeit im Nachwuchschor bereits eine sehr gute Vorbildung erhalten. Im Unterricht schaue ich dann zunächst, welche Persönlichkeit sie mitbringen und welche körperlichen Voraussetzungen. Es ist sehr wichtig, individuell auf sie einzugehen. Besonders wichtig ist es mir, die Freude am Singen bei den Jungen aufrecht zu erhalten. Deshalb versuche ich, stimmbildnerische Aspekte in Form von spielerischen Übungen einzubringen. Dabei knüpfe ich an den Erfahrungsschatz und die Lebenswelt der Jungen an. Zudem achte ich auf eine gute Rhythmisierung des Unterrichts. Das bedeutet, dass ich den Unterricht abwechslungsreich gestalte, damit die Motivation und Konzentration der Jungen über die halbe Stunde nicht verlorengeht.
Was lassen Sie bei der Stimmbildung singen?
Zum einen geht es darum, die Chorliteratur zu festigen und an einzelnen Passagen zu feilen. Daneben bringe ich solistische Stücke mit. Es ist also eine Mischung. Das Ziel, das über allem steht, ist, dass sie nicht nur kurzfristig schön und gerne singen, sondern bei den Kapellknaben bis zum Schulabschluss - und vielleicht ja darüber hinaus.
Wo sehen Sie sich beruflich in zehn Jahren?
Auf jeden Fall in einem Alltag, der aus viel Musik und Musizieren besteht und einer guten Mischung aus der Unterrichtstätigkeit und dem eigenen Musizieren im Ensemble oder solistisch. Und ganz bestimmt mit 50.000 mehr gesungenen Noten bis dahin (lacht).