Neuer Spritual Michael H. Kreher: "Ein grandioser Einstieg in meine neue Aufgabe"
Ein Jahr war die Stelle unbesetzt, nun gibt es endlich einen neuen Spiritual bei den Dresdner Kapellknaben. Mit einem Gottesdienst in der Kirche Mariä Himmelfahrt in direkter Nachbarschaft des Kapellknabeninstitutes (KKI) wurde Kaplan Michael H. Kreher am Mittwoch in sein neues Amt eingeführt. Ordinariatsrat Christoph Bernhard wünschte ihm viel Glück und Freude bei seiner Aufgabe. Kreher wurde vor 35 Jahren in Leipzig geboren, ist Teil von Drillings-Brüdern und hat außerdem eine ältere Schwester. Nach dem Abitur und dem Zivildienst in einer Einrichtung für körperlich und geistig schwerstmehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche studierte er bis zum Vordiplom in Leipzig evangelische Theologie. Der Kontakt zur katholischen Studentengemeinde führte dazu, dass er Pfingsten 2013 konvertierte. Danach studierte Kreher katholische Theologie in Erfurt und Mainz, nach Stationen in Riesa und Meißen war er zuletzt zwei Jahre Kaplan in Leipzig-West. Seit dem 1. August ist er Diözesanjugendseelsorger des Bistums Dresden-Meißen.
Herr Kreher, als Spiritual der Dresdner Kapellknaben kommen Sie nun zwangsläufig mit Musik in Berührung. Wie musikalisch sind Sie selbst?
Ich habe zwar nie in einem Knabenchor gesungen, wohl aber im Fakultätschor und auch in einer Band, die moderne Lobpreismusik gemacht hat. Ich mag Musik, für mich ist sie ein wichtiger Zugang zum Glauben. Ich höre gerne Gregorianik, Klassik und Bach – an ihm komme ich als Leipziger nicht vorbei.
Warum braucht ein katholischer Knabenchor wie die Kapellknaben einen Spiritual, also einen geistlichen Begleiter?
Ich würde jedem Chor einen Spiritual gönnen. Die Musikliteratur, die die Kapellknaben singen, fundiert zum größten Teil auf dem christlichen Glauben, sie wurde für christliche Feste, für Gottesdienste komponiert. Es reicht meiner Meinung nach nicht, dass nur schön vorzutragen, es sollte auch durchdrungen werden. Und um da hineinzuwachsen, braucht es eine Begleitung. Katholischer Knabenchor zu sein, heißt nicht, dass alle Sänger katholisch sein müssen. Die Durchmischung empfinde ich als große Bereicherung. Aber Kinder und Jugendliche, egal ob konfessionslos oder nicht, merken, denke ich, schon, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als das, was wir mit unseren Augen sehen können. Dafür ein Gespür zu wecken, ist eine schöne und wichtige Aufgabe. Es sensibilisiert im besten Fall auch, auf die christlichen Werte wie Glaube, Hoffnung und Liebe zu achten – und auf den Frieden, der in einer zerbröselnden Welt so wichtig ist.
Welche Angebote werden Sie unterbreiten, wie wollen Sie die Jungen und Jugendlichen erreichen?
Ich komme ganz bewusst nicht mit einem fertigen Konzept, sondern möchte die Jungs erst mal kennenlernen und schauen, was sie sich wünschen, welche Vorstellungen sie haben. Das frage ich natürlich auch die Leitung des Chores und des Internats. Und dann werde ich mich mit meinem Vorgänger im Amt, Pfarrer Kochalski, unterhalten.
Sie kommen gerade von der Internationalen Ministrantenwallfahrt aus Rom, Ende September reisen Sie mit den Kapellknaben erneut dorthin. Worauf kann sich der Chor freuen?
Darauf, dass es nicht so heiß sein wird wie bei uns jetzt (lacht). Ich finde, Rom ist immer – und auch mit solch einem kurzen Abstand wie bei mir – eine Reise wert. Es ist für einen katholischen Christen wichtig, mal im Zentrum unserer weltweiten Kirche zu sein, das gesehen und erlebt zu haben. Der Petersdom zum Beispiel ist auch nach mehrmaligem Besuch absolut beeindruckend. Persönlich freue ich mich, die Gelegenheit zu haben, die Jungs besser kennenzulernen, weil man auf solch einer Reise ja viel Zeit miteinander verbringt – etwa auf der Busfahrt. Meine Erfahrung von der Ministrantenwallfahrt ist, dass Gruppen so noch besser zusammenwachsen können. Das wünsche ich den Kapellknaben, und ich hoffe, dass auch ich ein Stück weit in die Gruppe hineinwachsen darf. Von daher ist die Romreise ein grandioser Einstieg in meine neue Aufgabe.
Spiritual der Kapellknaben ist nur eine Aufgabe, die Sie nun übernehmen. Was machen Sie außerdem in Ihrer neuen Stelle?
Der Bischof hat mich zum Diözesanjugendseelsorger ernannt, das umfasst vier Aufgabenbereiche. Spirutal der Kapellknaben zu sein, ist einer. Ich bin mitverantwortlich für die geistliche Begleitung der Gruppen im Winfriedhaus in Schmiedeberg. Im Ordinariat erarbeite ich mit anderen im Bereich Kinder, Jugendliche und Familien Angebote des Bistums, zum Beispiel Konzeptionen für die Religiöse Kinderwochen (RKW). Der vierte Bereich ist die Berufungspastoral. Das heißt, ich werde Angebote machen, damit junge Menschen der Frage auf die Spur gehen können: Welche Idee hat Gott und welche Idee habe ich für mein Leben? Bei einigen könnte man schauen, ob da eine Berufung zum Ordensleben, zum Priester oder Diakon wächst.
Gibt es einen Punkt, auf den Sie sich als Spiritual besonders freuen?
Auf die Möglichkeit, bei den Kapellknaben eigene Schwerpunkte setzen zu können. Ich habe das Gefühl, dass die Erwartungen an mich hier nicht so konkret und festgefahren sind. Und ich freue mich natürlich, dass es sehr musikalisch wird.