Einem bewegenden Messiah-Abend folgt eine kurze Sommer-Tournee in die Lausitz
Am Ende standen die Besucher und einige versuchten sogar, ins triumphale "Hallelujah", das als Zugabe gespielt wurde, einzustimmen. Es war der begeisternde Abschluss eines bewegenden Abends. Wie bereits im vorigen Jahr sangen die Dresdner Kapellknaben Georg Friedrich Händels Oratorium Messiah in der Kathedrale - und wieder war es ein Konzert, das in Erinnerung bleiben wird.
Domkapellmeister Christian Bonath möchte Händels Meisterwerk am Ende eines Schul- und Chorjahres zu einem traditionellen Schlusspunkt werden lassen, "weil es wie kein anderes Stück der Kirchenmusik genau das zusammenfasst, was wir als Chor das ganze Jahr über besingen", erklärt er. Textlich reicht der Messiah von den Erwartungen des Volkes Israel auf das Kommen des Erlösers, der Geburt in Bethlehem, der Kreuzigung und schließlich der Auferstehung - es umfasst also das gesamte Kirchenjahr.
Die Stufen vor dem Altarraum der ehemaligen Hofkirche füllten nicht nur der Konzertchor der Kapellknaben, Musiker der Sächsischen Staatskapelle und Domorganist Sebastian Freitag, unterstützt wurden sie bei einzelnen Chorälen vom Nachwuchschor. Die acht- und neunjährigen Jungen werden nach den Sommerferien feierlich bei den Kapellknaben aufgenommen. Die Solopartien übernahmen Jonathan Mayenschein (Altus), Ex-Kapellknabe Gregor Hirschmann (Tenor) und Felix Rohleder (Bass). Einzelne Sopran-Arien sangen - und das ist eine Besonderheit im Vergleich zu vielen Messiah-Aufführungen weltweit - mit Leander Gaßmann, Ben Hauptfleisch, Jakob Krause und Jakob Klein wieder Knaben aus dem Chor. Sie erhielten am Ende besonders viel Applaus.
Das Konzert in der ehemaligen Hofkirche orientierte sich an der Uraufführung des Werkes 1742 in Dublin. Die wurde damals lediglich mit einem 20-köpfigen Chor gesungen, war also weit entfernt vom quantitativen Pomp heutiger Aufführungen. Domkapellmeister Bonath lud die Besucher ein, sich von diesen Hörerwartungen freizumachen und vielmehr auf die subtilen Momente des Abend zu achten. Die gab es reichlich und doch schafften es die Kapellknaben zusammen mit den Pauken und Trompeten etwa beim berühmten "Hallelujah"-Chorus und beim finalen "Amen", den gewaltigen Barockraum der Kathedrale komplett mit ihrer Musik zu füllen. Der Nachhall war sekundenlang zu hören.
In den beiden Pausen zwischen den drei Teilen lud Domzeremoniar Dr. Samuel-Kim Schwope die Zuhörer, unter ihnen Altbischof Joachim Reinelt, ein, darüber nachzudenken, was dieser Jesus Christus, der im Messiah besungen wird, für jeden einzelnen bedeutet.
"Wenn man diese Aufführung mit der Premiere im vergangenen Jahr vergleicht, fällt auf, dass der Chor weitaus souveräner mit dem Werk umgeht", erklärte ein verschwitzter wie glücklicher Domkapellmeister unmittelbar nach dem Konzert. "Dadurch kann man noch mehr in die Tiefe gehen und das war, denke ich, auch zu hören."
Nur einen Tag nach dem Oratorienkonzert geht es für die Kapellknaben gleich weiter auf eine kurze Sommerkonzertreise. Nach einem Auftritt im Rahmen des Bennofestes im Dresdner Haus der Kathedrale stehen Konzerte in Görlitz, Crostwitz und Cottbus an, bevor dann endlich die wohlverdienten Ferien beginnen. "Ich finde es bemerkenswert, wie die Jungs es geschafft haben, am Ende eines an Ereignissen reichen Chorjahres die Spannung über zwei Stunden so aufrechtzuerhalten", sagte Christian Bonath.
Im Rahmen ihrer Romreise im Herbst werden die Kapellknaben den Messiah erneut aufführen. Und auch das nächste Konzert im Rahmen des Kathedralklangs steht bereits fest: Am 30. November erklingen in der ehemaligen Hofkirche Auszüge aus Bachs Weihnachtsoratorium sowie die C-Dur-Messe von Beethoven.
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