Eine neue Erzieherin im KKI mit Vorliebe für Nachtdienste

Carolin Schulze hat als ausgebildete Zahnarzthelferin in der Kieferchirurgie gearbeitet, wäre also bei Zahnschmerzen für die Kapellknaben eine geeignete Ansprechpartnerin. Nach einer Ausbildung im Kindergarten arbeitete die 34-Jährige in verschiedenen Einrichtungen, bis die in Dresden aufgewachsene Pädagogin im Internat im Stadtteil Striesen begann. Ein Gespräch mit der neuen Erzieherin über die Vorzüge von Nachtschichten und die Mutter-Rolle.

Frau Schulze, Sie sind "die Neue" im Kapellknabeninstitiut (KKI), aber eigentlich auch nicht...

Das kann man so sagen. Von Ende Oktober 2023 an war ich über eine Zeitarbeitsfirma als Pädagogin hier im KKI beschäftigt, seit Mitte Februar bin ich nun festangestellte Erzieherin.

Wie kam es zu dem Wechsel?

Die Zeitarbeitsfirma war für mich eine große Bereicherung, weil ich so überall mal reinschnuppern konnte und diverse pädagogische Konzepte kennengelernt habe. Es ging für mich auch darum, herauszufinden, ob ich beruflich weiter von so vielen kleinen Kindern umgeben sein möchte, weil ich zuhause selbst drei Kinder habe - im Alter von sechs, vier und einem Jahr. Als ich hierher kam, stellte sich diese Frage nicht mehr, weil ich es hier vor allem mit größeren Kindern und Jugendlichen zu tun habe. Das war ohnehin mein Wunsch. Es ist mein erstes Internat, in dem ich arbeite.

Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?

Ich übernehme vor allem die Nachtdienste und kann überhaupt nicht verstehen, warum die so unbeliebt sind.

Welche Vorteile haben Nachtdienste?

Aus meiner Sicht mehrere. Der wichtigste ist, dass man abends intensiver mit den Jungs ins Gespräch kommt. Man kann auch mal ausgiebiger über Themen besprechen, für die sonst keine Zeit bleibt. Sie sind am Abend offener, so empfinde ich das. Während des Tagdienstes gehen sie früh zur Schule, kommen zum Mittagessen, haben Studienzeit, dann Proben - das ist alles eng getaktet. Ein zweiter Grund: Mir bleibt so mehr Zeit für meine Familie. Ich beginne hier um 19 Uhr, kann mit meiner Familie also noch zuhause Abendbrot essen. Und am nächsten Morgen schaffe ich es meist, sie in den Kindergarten zu bringen. Außerdem bin ich nur drei Nächte pro Woche im KKI, in dieser Zeit kümmert sich mein toller Mann um die Kinder. Der dritte Grund klingt komisch, aber: Ich kann im KKI viel besser schlafen als zuhause, weil ich hier mein Bett für mich alleine habe. Wir haben von Mitternacht bis sechs Uhr morgens Bereitschaft, das heißt, wir können schlafen, sind aber jederzeit erreichbar.

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Sie haben gesagt, dass Sie abends leichter mit den Jungen ins Gespräch kommen. Warum ist Ihnen das wichtig?

Die Jungen telefonieren natürlich regelmäßig mit ihren Eltern und sehen sie auch, trotzdem sind wir Erzieher in gewisser Hinsicht ein Ersatz. Ich wurde schon als "neue Mutti des Hauses" bezeichnet - im positiven Sinne. Es in diesem Kontext zu hören, ist durchaus schön. Ich denke, wir haben eine gute Verbindung gefunden. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell gehen kann.

Sie arbeiten in einem Knabenchor-Internat. Welche Beziehung haben Sie zur Musik? 

Da gibt es wenig Berührungsunkte, auch wenn ich Gitarre und Ukulele spiele - aber nicht ambitioniert. Ich merke jedoch, dass sich da langsam was aufbaut. Mit meinem Mann war ich jetzt das erste Mal bei einem Konzert der Kapellknaben, bei der Johannespassion. Es war faszinierend für mich zu sehen und vor allem zu hören, was die Jungen auf die Beine stellen. Ich hatte ein Stück weit das Gefühl, dass es meine Jungen sind, die da vorne am Altar singen.

Das Gespräch führte Daniel Klein

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