Kapellknaben singen bei Adelshochzeit in der Kathedrale die Haydnmesse
Große Ehre für die Kapellknaben: Sie sorgen am Samstag in der Kathedrale für den musikalischen Rahmen bei einem ganz besonderen Ereignis. Zum ersten Mal nach 140 Jahren heiratet eine Prinzessin aus dem Hause Wettin wieder in der ehemaligen Hofkirche. Bei einem Gottesdienst werden Maria Teresita Prinzessin von Sachsen Herzogin zu Sachsen und Graf Beryl Alexandre de Saporta aus einem französischen Adelsgeschlecht von Altbischof Joachim Reinelt und einem französischen Priester vermählt. Den Termin der Trauung hatte Prinz Alexander von Sachsen Herzog zu Sachsen, Chef des Hauses Wettin, Vater von Prinzessin Maria Teresita und Nachfolger des letzten sächsischen Königs, am Montag der Deutschen Presseagentur (dpa) mitgeteilt.
Dass dabei die Kapellknaben singen, ist alles andere als ein Zufall. Das Haus Wettin herrschte rund 800 Jahre über Sachsen. Der bekannteste Vertreter, Friedrich August I., genannt der Starke (1670-1733), hatte die Kapellknaben 1709 gegründet, nachdem er zum katholischen Glauben übergetreten war, um König von Polen werden zu können. Er holte zunächst Sängerknaben aus Böhmen in seine Hofkirche. Die Ursprünge des Chores reichen sogar noch weiter zurück. Im Jahre 1548 erließ Kurfürst Moritz von Sachsen eine “Cantoreiordnung” und errichtete damit für den Hofgottesdienst eine Hofkantorei, aus der neben den Kapellknaben auch die Hofkapelle, die heutige Sächsische Staatskapelle, hervorging. In all den Jahren bis zur Abdankung von Friedrich August III. im Jahr 1918 sangen die Jungen bei den Gottesdiensten, bei denen die Kurfürsten und Könige samt ihren Familien anwesend waren. In der Gruft der Kathedrale sind die Särge der Wettiner aufgebahrt.
Maria Teresita ist das jüngste Kind von Prinz Alexander von Sachsen und Gisela Prinzessin von Sachsen, einer bayerischen Prinzessin. Die Geburt von Maria Teresita 1999 war nach fast 100 Jahren die erste einer Wettinerin in Dresden, der einstigen Residenzstadt. Sie wuchs mit ihren drei älteren Brüdern in Deutschland und Mexiko auf, wo ihr Vater als Unternehmer arbeitet. Das Paar lebt in Brüssel.
Zur Trauung werden rund 450 Gäste erwartet, darunter Mitglieder der Häuser Habsburg, Bayern und Sachsen sowie aus dem französischen Adel. Laut Prinz Alexander habe das Archiv des Bistums Dresden-Meißen herausgefunden, dass die letzte Hochzeit einer wettinischen Prinzessin in der Hofkirche am 2. Oktober 1886 war. Es heirateten damals Erzherzog Otto von Österreich und Maria Josefa Prinzessin von Sachsen, die Schwester des letzten Sachsen-Königs. Beide wurden Eltern von Kaiser Karl I., dem letzten Kaiser von Österreich-Ungarn. Die Kapellknaben singen am Samstag die Haydnmesse, begleitet von Orgel und Orchester.